RAD AM RING
Obwohl bis zum Startschuss zur zehnten Ausgabe am 1. September noch einige Zeit vergehen wird: Schon jetzt zeichnet sich ab, dass „Rad am Ring", die inzwischen zum Traditionstermin im deutschen Radsportkalender avancierte Veranstaltung auf der legendären Nordschleife des Nürburgrings, auch dieses Jahr wieder einen Teilnehmerrekord erwarten kann. Anfang April hatten sich bereits rund 4.500 Rennradfahrer angemeldet, um am ersten Septemberwochenende bei einem der Wettbewerbe über 24 Stunden, 25, 75 oder 150 Kilometer an den Start zu gehen – oder sich völlig ohne Wertungsstress als Tourenfahrer eine Runde auf der knapp 29 Kilometer langen Asphalt-Achterbahn in der Eifel zu gönnen. Die Zahl der Nennungen für das parallel laufende 24-Stunden-Mountainbike-Rennen liegt mit etwa 600 auf Vorjahresniveau, könnte aber noch bis in den vierstelligen Bereich anwachsen. „Dann könnte es erstmals passieren, dass die rund um die Nürburgring-Grand-Prix-Strecke ausgewiesenen Teilnehmerstandplätze knapp werden", erklärt Organisationsleiter Hanns-Martin Fraas. „Es wäre schade, wenn wir Teile der Offroadfraktion außerhalb des großen Lagers der Rad-am-Ring-Familie unterbringen müssten. Wir wissen aus Erfahrung, dass sich die Mountainbiker eher spät einschreiben, aber in diesem Jahr raten wir ihnen, sich etwas früher zu melden."
Der Nürburgring mit seiner Formel-1-Grand-Prix-Strecke, insbesondere jedoch der Nordschleife, übt auch auf Radfahrer eine ungeheure Anziehungskraft aus – aber warum? Gerade sie fordert er viel brutaler als die Rennwagenpiloten, für die er vor 85 Jahren gebaut wurde. Das Streckenprofil ist höchst anspruchsvoll – ein Top-Rennradler braucht für eine Runde rund 40 Minuten, viele andere Teilnehmer wären froh, das in einer Stunde zu schaffen. Dabei sind 550 Höhenmeter zu bewältigen, die dem Radler nach jeder Kurve, nach jedem Anstieg und jeder Abfahrt eifeltypische Wetterkapriolen wie sommerliche Hitze, Herbstkälte oder Regen bescheren können. Warum also?
„Die Nürburgring-Nordschleife ist etwas Einzigartiges", sagt einer, der es wissen muss. Klaus-Peter Thaler gehört zu den wenigen Menschen, die den Ring als Rennfahrer auf dem Fahrrad und auch im Cockpit eines Tourenwagens erlebt haben: 1978 beendete der viermalige Weltmeister den Straßen-Rad-WM-Lauf auf dem Ring als Zwölfter von 111 Teilnehmern, 2001 gewann er auf einem Opel Astra GSI dort die Langstrecken-Meisterschaft. „Die Nordschleife ist unter Radsportlern als eine der schwierigsten Strecken überhaupt bekannt, und gerade historische Strecken, oder solche, auf denen Profis früher gefahren sind oder heute noch fahren, stehen bei den Fans dieses Sports hoch im Kurs", sagt Thaler. Sie hat ihre Tücken, aber sie liegt in einem wunderschönen Gebiet und verwöhnt mit herrlichen Ausblicken in die Eifellandschaft. Kreuzungen, Ampelanlagen oder störenden Verkehr gibt es nicht – das kann in Deutschland sonst kaum eine Radsportveranstaltung bieten."
Die Strapazen, die Rad-am-Ring-Teilnehmer auf sich nehmen müssen, seien überschaubar: „Als Einzelfahrer kann ich die 24 Stunden mit meinen knapp 63 Jahren natürlich nicht mehr stemmen", so Thaler, „aber zum Beispiel im Vier-Mann-Team, wo ich im Abstand mehrerer Stunden eine Runde fahre, ist das machbar." Noch einen Tick gemütlicher lässt sich das Tag-und-Nacht-Rennen im Achterteam überstehen – auch dafür gibt es eine eigene Wertung.
Wer sich für eine der kürzeren Distanzen entscheidet, darf auf seine Leistung ebenfalls stolz sein. „Ein Blick in die Gesichter bei der Zieldurchfahrt sagt dazu alles." Und warum diejenigen, die sich so abgeplagt haben, immer wieder kommen, weiß Klaus-Peter Thaler auch: „Die historische Kulisse, das Naturerlebnis auf der Nordschleife, bei Nacht zu fahren und dann womöglich den Sonnenaufgang zu erleben – das sorgt für Adrenalin pur. Natürlich steigen sicher einige vom Rad und schwören sich: Das tue ich mir nie wieder an. Aber wir wissen ja: Schon zwei Wochen später erinnern wir uns nur noch an die positiven Eindrücke. Mehr Infos findet ihr unter: www.radamring.de
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