BEN ZWIEHOFF - BUNNYHOPPING BARRIERS
Cyclocross ist ein ziemlich traditionsbeladener Sport und als solcher natürlich voll von Codes und ungeschriebenen Regeln. Die etwas spröde anmutende Ästhetik der schmalen Räder, die gerne auf den Schultern lycrabekleideter Menschen durch den Schlamm getragen werden, ist ein krasser Gegensatz zum „tougheren“ und „männlicheren“ Mountainbike-(Gravity-)Sport. Cross-Country fällt irgendwo dazwischen. Ben Zwiehoff ist Cross-Country-Profi und als solcher nicht ganz erfolglos: Er ist mehrfacher Gewinner in der Bundesliga, Europa- und Vizeeuropameister im Team Relay und Fünfter im Weltcup. Seit 2014 fährt Ben Cyclocross-Rennen und man sieht ihm seinen Ursprung als Mountainbiker an. Der 33-Jährige überspringt die meisten Barrieren, steigt selten ab und zeigt eine deutlich andere Haltung auf seinem Rad, das auch nicht ganz dem Cross-Kodex entspricht. Aber er hat Erfolg. Im NRW-Cross-Cup flog er der Konkurrenz – die mit Marvin Schmidt und Nils Politt keine Leichtgewichte waren – buchstäblich um die Ohren und errang den Titel mit vier überlegenen Siegen. Grund genug, mal mit Ben über diese komischen „Mountainbikes“ zu sprechen und ihn zu fragen, was das alles mit Cross zu tun hat.
[Dieser Text ist ein Auszug aus Spoke #35, jetzt im Handel]
Ben, auf deiner Facebookseite schreibst du, Cross macht dir dieses Jahr mehr Spaß als die Jahre zuvor. Was ist passiert?
Das ist eine gute Frage. Ich denke, weil zum einen mein Material diesmal ein bisschen besser ist als in den letzten Jahren. Ich hatte noch V-Brakes und solche Sachen und im Vergleich zum Mountainbike war das Rad schwierig und ungewohnt zu fahren. Die neuen Bergamont-Crosser laufen echt megagut und das macht viel aus. Zum anderen habe ich diese Saison einfach gut und sauber vorbereitet und gut trainiert. Erfolg ist auch gleich Spaß und bei mir lief es ja bisher ganz gut.
Inwieweit hast du dich in diesem Jahr anders vorbereitet?
Zu Beginn habe ich erst mal drei Wochen konsequent Pause gemacht. Wegen dieser Pause war die Saison zuerst zwar etwas zäher, auch in Dorsten (NRW-Cross-Cup Lauf 1, Anm. d. Red.) lief es noch nicht so gut. Aber danach gab es eine schöne Steigerung und ich glaube, die Pause hat mir letztlich gut getan.
Bereitest du dich auf Cross anders vor als auf die MTB-Saison?
Nein. Ich mache alles genau gleich. Eventuell trainiere ich etwas mehr während der Cross-Saison als vor den wichtigen Mountainbike-Rennen, aber die Vorbereitung ist gleich. Ich versuche ein Cross-Rennen auch genau wie ein Mountainbike-Rennen zu fahren, aber es ist natürlich etwas total anderes. Die Belastung ist eine andere. Im Cross hat man viel weniger Erholungsphasen, man hat die ganze Zeit Antritt und Zeug auf der Kette. Beim Mountainbike gibt es lange Abfahrten, bei denen man den Puls auch mal auf 130 runter kriegt, während er beim Cross die ganze Zeit auf Anschlag bleibt. Ich finde die Belastung im Cross deutlich höher als auf dem Mountainbike.
Du bist nach vielen Jahren reinen Mountainbikens 2014 das erste Mal ein Cross-Rennen gefahren. Wie hast du Szene erlebt? Die meisten Crosser kommen ja eher aus dem Straßenradsport.
2014 habe ich mich sehr unwohl in der Szene gefühlt. Ich hatte ständig das Gefühl, als Mountainbiker der Drecksack zu sein – alle treten noch mal extra drauf, damit der Mountainbiker nicht vorne ist. Auf eine Art war es auch witzig, schließlich konnte ich die Crosser auch ein bisschen ärgern. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass die Szene offener geworden ist. Ich habe mir durch die Ergebnisse natürlich auch einen gewissen Respekt erarbeitet. So wie ich heute auf den Rennen empfangen werde, das konnte ich mir vor ein paar Jahren noch nicht vorstellen. Die Atmosphäre ist deutlich freundlicher geworden und das ist wohl auch einer der Gründe, warum es mir diese Saison mehr Spaß macht. Der NRW-Cup war super, das kann ich nicht oft genug betonen. Es ist eine tolle Veranstaltung und wir können froh sein, dass es Leute gibt, die sowas auf die Beine stellen. Jetzt bin ich gespannt auf die deutsche Meisterschaft. Das wird mein erstes „großes“ Rennen sein. Ich rechne mir dort mit meiner derzeitigen Form gute Chancen aus. Mal sehen, wie da die Szene reagiert.
Ben erreichte in der hart umkämpften CX-DM einen respektablen vierten Platz in der Elite-Klasse
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[Dieser Text ist ein Auszug aus Spoke #35, jetzt im Handel]
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